Unser Redaktionstagebuch
Rückblick: Die Flut 2010 - Ein Kommentar zur Ohnmacht der Mächtigen
Das wird ein heißer Tag - als wir uns mit der Kamera auf dem Weg nach Zittau machen, ahnen wir nur, dass es ein besonderer Nachmittag werden könnte: Der sächsische Ministerpräsident hat sich angekündigt und die Hochwasseropfer wollen demonstrieren.
Aufwärmprogramm für den MP bei der Industrie- und Handelskammer: Er soll ein Grußwort sprechen - hier punktet der geschmeidige Erfolgspolitiker - die Sicherheitskräfte reagieren aber spürbar gereizt - wir wollen unsere Kameratasche vor dem Eingang postieren: "Hier bleibt die nicht stehen..." - mein Kameramann wirkt genervt: "Dann nehme ich sie mit in den Tagungsraum..." - die Sicherheit dreht auf: "Das geht ja gleich gar nicht..." - ich schalte mich ein und sage dem angespannten Beamten, dass ich mich um die Tasche kümmere... - vor der Damentoilette darf ich Sie abstellen. Wirtschaftstreffen sind eben meist reine Männerveranstaltungen... - da wird sich die Gefahr an diesem Ort wohl auch in Grenzen halten.
Wir fahren zum Marktplatz - dort wollen sich gegen 17.00 Uhr die Demonstranten versammeln - wir hatten mit mehr Teilnehmern gerechnet, vielleicht auch darauf gehofft - o.k. die ca. 200 Demonstranten veranstalten trotzdem ein gewaltiges Pfeifkonzert als Tillich zu ihnen sprechen will - immerhin, er will zu Ihnen sprechen - doch seine Botschaft bleibt blass, bürokratisch - ohne Emotionen. Der Volkszorn ist gewaltig...- Tillich scheint ihm nicht gewachsen zu sein. Als der Druck zu groß wird, tritt er ab...!
Bis dahin hatte Tillich alles richtig gemacht, er sprach mit den Verfassern eines offenen Briefes aus Großschönau, er ging zu den Demonstranten und scheute nicht die Auseinandersetzung, aber als er einfach nur zuhören sollte, die Menschen ernst nehmen, da trat er ab - ein kapitaler PR-Fehler, von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet.
Und er hat den Platz anderen überlassen, z.B. der NPD-Stadträtin Hiekisch, die populistisch ihre Forderungen in das Mikrofon schrie - ein überforderter Moderator überschüttete die Stadträtin mit Lob - entweder er wußte nicht, wer da gerade zu den Demonstranten sprach oder es war wohlfein einkalkuliert - ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist.
Die NPD scheint wohl kalkuliert aus der Not der Leute ihr Kapital zu schlagen: In einer Oberlausitzer Kleingemeinde rückte jüngst ein Kleinbus aus Leipzig mit wohlgenährten Männern an, die einen ganz Tag in einer Firma anpackten und bei der Beseitigung der schlimmsten Schäden halfen, wortlos bis zum Schluß - am Ende gab`s das obligatorische NPD-Flugblatt - die Firma war dankbar und zweifelte an allem bisher Gedachten.
Das Augusthochwasser ist keine nationale Katastrophe - aber eine Regionale - die Staatskrise, die jetzt folgt ist keine Nationale, aber eine Regionale. Menschen in unserer Region haben alles verloren, auch den Glauben an den Freistaat - jegliches Vertrauen ist mit der Flut weggespült worden.
Und dann fällt mir nur noch ein Liedtext des deutschen Liedermachers Konstantin Wecker ein: "Freunde rücken wir zusammen, denn es zügeln schon die Flammen und die Dummheit macht sich wieder einmal breit. Lasst uns miteinander reden und umarmen wir jetzt jeden, der uns braucht in dieser bitterkalten Zeit."
Seid umarmt.
Ein Kommentar von Uwe Tschirner.
Aufwärmprogramm für den MP bei der Industrie- und Handelskammer: Er soll ein Grußwort sprechen - hier punktet der geschmeidige Erfolgspolitiker - die Sicherheitskräfte reagieren aber spürbar gereizt - wir wollen unsere Kameratasche vor dem Eingang postieren: "Hier bleibt die nicht stehen..." - mein Kameramann wirkt genervt: "Dann nehme ich sie mit in den Tagungsraum..." - die Sicherheit dreht auf: "Das geht ja gleich gar nicht..." - ich schalte mich ein und sage dem angespannten Beamten, dass ich mich um die Tasche kümmere... - vor der Damentoilette darf ich Sie abstellen. Wirtschaftstreffen sind eben meist reine Männerveranstaltungen... - da wird sich die Gefahr an diesem Ort wohl auch in Grenzen halten.
Wir fahren zum Marktplatz - dort wollen sich gegen 17.00 Uhr die Demonstranten versammeln - wir hatten mit mehr Teilnehmern gerechnet, vielleicht auch darauf gehofft - o.k. die ca. 200 Demonstranten veranstalten trotzdem ein gewaltiges Pfeifkonzert als Tillich zu ihnen sprechen will - immerhin, er will zu Ihnen sprechen - doch seine Botschaft bleibt blass, bürokratisch - ohne Emotionen. Der Volkszorn ist gewaltig...- Tillich scheint ihm nicht gewachsen zu sein. Als der Druck zu groß wird, tritt er ab...!
Bis dahin hatte Tillich alles richtig gemacht, er sprach mit den Verfassern eines offenen Briefes aus Großschönau, er ging zu den Demonstranten und scheute nicht die Auseinandersetzung, aber als er einfach nur zuhören sollte, die Menschen ernst nehmen, da trat er ab - ein kapitaler PR-Fehler, von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet.
Und er hat den Platz anderen überlassen, z.B. der NPD-Stadträtin Hiekisch, die populistisch ihre Forderungen in das Mikrofon schrie - ein überforderter Moderator überschüttete die Stadträtin mit Lob - entweder er wußte nicht, wer da gerade zu den Demonstranten sprach oder es war wohlfein einkalkuliert - ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist.
Die NPD scheint wohl kalkuliert aus der Not der Leute ihr Kapital zu schlagen: In einer Oberlausitzer Kleingemeinde rückte jüngst ein Kleinbus aus Leipzig mit wohlgenährten Männern an, die einen ganz Tag in einer Firma anpackten und bei der Beseitigung der schlimmsten Schäden halfen, wortlos bis zum Schluß - am Ende gab`s das obligatorische NPD-Flugblatt - die Firma war dankbar und zweifelte an allem bisher Gedachten.
Das Augusthochwasser ist keine nationale Katastrophe - aber eine Regionale - die Staatskrise, die jetzt folgt ist keine Nationale, aber eine Regionale. Menschen in unserer Region haben alles verloren, auch den Glauben an den Freistaat - jegliches Vertrauen ist mit der Flut weggespült worden.
Und dann fällt mir nur noch ein Liedtext des deutschen Liedermachers Konstantin Wecker ein: "Freunde rücken wir zusammen, denn es zügeln schon die Flammen und die Dummheit macht sich wieder einmal breit. Lasst uns miteinander reden und umarmen wir jetzt jeden, der uns braucht in dieser bitterkalten Zeit."
Seid umarmt.
Ein Kommentar von Uwe Tschirner.